Kuba 2008
Wegen kaputter Digicam mal was Neues: ein Tagebuch.
1.Tag
Alles lief
glatt. Bis ich am Bahnhof war und der Zug leider ca. 40 Minuten Verspätung
hatte. Wer schon einmal mit der Bahn gefahren ist, weiß, dass ca. ein
DB-Euphemismus für mindestens ist. Der Schaffner riet mir zu warten,
weil jede andere Verbindung noch langsamer wäre. Die automatische
Fahrplanauskunft
behauptete das Gegenteil. Ich glaubte letzterer und wurde belohnt. Vor allem,
weil man extra für mich einen ICE am Frankfurter Hbf hatte warten lassen! Und
der Check-in am ICE-Bahnhof Frankfurt ist nur genial: Zwei Minuten nach Ankunft
hatte ich komplett eingecheckt.
Im Flieger hatte ich dann zwei Plätze für mich allein; da war es auch zu
verschmerzen, dass Condor sich die alkoholischen Getränke bezahlen lässt. Kurz
vor der Ankunft in Varadero dann die Durchsage, dass wir dem kubanischen Gesetz
entsprechend mit einem Desinfektionsmittel eingesprüht würden. Na ja, wenigstens
mal eine Erfrischung (stimmt nicht, man hat nämlich nichts davon gespürt). Der
Anflug mitten im Gewitter war nicht so spaßig, aber letztendlich ist es ja gut
gegangen.
Flughafen
Varadero. Während alle anderen Fluggäste unpersönlich von ihren
Reisegesellschaften empfangen wurde, hatte ich ein Namensschild und
persönlichen Fahrer für mich ganz allein nach Havanna. 1,5 Stunden Fahrt; hätte
auch länger werden können, weil der Fahrer immer wieder anhalten wollte, damit
ich erste Kontakte zu den Chicas herstellen könnte – für lächerliche 20 CUC
(ca. 15 €).
In Havanna habe ich direkt einen Geldautomaten (für Akrobaten) gefunden
und alles war okay.
Nach einer
ersten kleinen Stadtrunde war ich jedoch alles andere als begeistert – ziemlich
öde.
Also in
die Hoteldisco – noch weniger begeistert. Dabei habe ich auch schon die ersten
Kubaner zu hassen gelernt. Standard-Anrede:
„Hello my friend.“ Spätestens zwei Sätze später kommt dann die Bettelei.
Immer! Meine Standard-Antwort daher sofort nach Satz No. 1: „I'm not your
friend!“
Um 1 Uhr
war ich dann schon in der Kiste.
2. Tag
Schlecht geschlafen, um halb sechs aufgewacht. Frühstück erst ab 7, also
habe ich mir mit TV die Zeit vertrieben: eine halbe Stunde Synchronschwimmen!
Beim Frühstück habe ich ein deutsches Pärchen kennen gelernt. Tipp von denen für
meinen ersten Ausritt: Playas del Este (Oststrände Havanna).
Außerdem
habe ich Injaki getroffen, einen Spanier, der mit einem alten Fahrrad angereist
ist, damit in vier Wochen von Santiago de Cuba bis Havanna fahren und es dann
verschenken will. Mit ihm zusammen bin ich ein Stündchen durch die City
marschiert und habe ein erstes Bucanero gesüffelt. (Seine Frage: „... oder ist
es für dich zu früh für ein Bier?“ Haha.)
Dann habe
ich noch eine Australierin kennen gelernt, die mit ihrer Schwester da war. Beide
sprechen kein Spanisch und haben ihr Wörterbuch in Mexiko verloren. Respekt.
Zweites Frühstück im Hotel, dann Aufbruch mit Sack & Pack zu den Playas.
Ich hatte an der Rezeption noch gefragt, ob ich nicht lieber vorab reservieren
sollte, aber die haben nur abgewinkt. „Nicht nötig, einfach hinfahren.“
Erst mal
heißt es aber: Warten auf den Bus.
Währenddessen musste ich ca. 267 Taxifahrern abwimmeln. Unmittelbar vor
meinem ersten Kuba-Platzregen kam dann doch ein Bus (der Busfahrer hat sogar
Nicht-Fahrgäste in den Bus geholt, um sie vor dem Regen zu retten - er wollte
ja eh erst in einer halben Stunde weiterfahren.)
Auskunft
bei den Playas, die leider nicht so aussahen, sondern total überlaufen waren:
Es gab natürlich absolut kein freies Zimmer. Also habe
ich mit komplettem Gepäck zwei Stunden am Strand rumgehangen und bin dann
zurück nach Havanna. Vorher gab es aber noch einen Platzregen, und zwar wieder
unmittelbar nach meinem Einstieg in den Bus. Während der Busfahrt bin ich
nonstop mit kubanischen Interpretationen englischer Hits zugedröhnt worden.
In Havanna
wollte ich zunächst wieder ins Hotel, wurde aber (glücklicherweise!) von einem
Zimmerkuppler aufgelesen. Mit ihm bin ich zu einer Casa Particulares
(Privatzimmer) marschiert. Alles voll. Also zur nächsten. Alles voll. Und so
weiter. Währenddessen hat er mir eine Frikadelle nach der anderen ans Ohr
gelabert. Vor allem hat er immer darauf hingewiesen, dass er nie betrügt, lügt
oder sonst etwas Böses tut. Meinen Einwand, dass ich ihm immer weniger glaube,
je öfter er es wiederholt, hat er wohl nicht verstanden. Egal. Im vierten Haus
war dann wirklich ein Zimmer frei. Also erst mal wieder sesshaft in Havanna
für 20 CUC pro Nacht. Dann habe ich mich auf Spanisch (kann ich gar nicht) mit
den Hosts unterhalten. Unter anderem wollte ich ihnen den Spruch beibringen,
dass man in China alles isst, was vier Beine hat, so lange es kein Tisch ist.
Nach gefühlten drei Tagen habe ich per Wörterbuch erfahren, dass auf Spanisch
Bein (vom Tisch) eben nicht gleich Bein (vom Tier) ist.
Für
Interessierte: Das ist das offizielle Casa-Particulares-Zeichen; nur in
Zimmern mit dieser Signatur darf man – außer natürlich in den Hotels –
übernachten. Sonst gibt’s Ärger!
Bin dann
noch mal ins Hotel, um mich für die nette Beratung in Bezug auf die Playas zu
bedanken. Außerdem habe ich bei den Australierinnen angerufen und gefragt, ob
sie auch lieber ein Zimmer in der Casa wollen. Sie wollten.
Mit den
Aussies bin ich um halb zwölf in die Casa de la Musica. Eine von beiden wollte
mir Salsa beibringen, hat aber wie manch eine vor ihr bald aufgegeben. Um 1 Uhr
habe ich die erste heimgebracht. Sie war müde und wollte nicht alleine gehen,
die andere noch gar nicht. Also Casa –
Hotel – Casa. Um 2 Uhr mit der zweiten Richtung Hotel. Aber erst einmal
Ausruhen am Malecon (Steinmauer am Meer).
Ein
Kubaner spricht uns an und sitzt zwei Minuten später im Polizeiwagen. Sagt, wir
sollen ihm doch helfen, aber wie denn, bitteschön? Wir sagen der Polizei zwar,
dass er uns nicht angebettelt hat (zumindest noch nicht, weil er dafür gar
keine Zeit hatte), aber vergebens. Ziemlich brutal wird er ins Auto geprügelt
und abtransportiert.
Dann haben
wir zwei Ungarn getroffen und uns mit denen unterhalten. Die haben dann mit
Miss Aussie so viel über politische Themen diskutiert, dass ich nach zwei
diesbezüglichen erfolglosen Abmahnungen um 4 Uhr ab in die Casa bin. Der
Schlüssel passte nicht, und ich dachte schon, ich wäre zu blöd, aber der
Vermieter, den ich wohl geweckt hatte, hat's auch erst im dritten Anlauf
geschafft. Letzte Worte meinerseits: "Bitte NICHT zum Frühstück
wecken!"
3. Tag
Um zwanzig
vor zehn klopft es heftig an die Tür: Frühstück! Drei eklig weiche Brötchen,
Marmelade, Spiegelei, Speck, Obst ohne Ende, frisch gepresster Pfirsichsaft,
Kaffee und noch ein unidentifizierbares Gesöff. War an jedem Tag so ziemlich
dasselbe. Nach dem Frühstück weitergeschlafen. Um 15 Uhr einen Stadtrundgang
Richtung Altstadt gestartet.
Alle Shops
mit Klamotten waren belagert wie die Lebensmittelläden damals in der guten
alten DDR.
Ein
Kubaner unterhält sich mit einem deutschen Pärchen in fast perfektem Deutsch,
also spreche ich ihn an. Er sagt, er wollte sowieso gerade eine Pause machen
und lotst mich in ein Café. Allerdings soll ich vier Meter hinter ihm gehen,
weil die Polizei die Altstadt mit Kameras überwacht, und für Kubaner ist es ja
bekanntermaßen verboten, mit Touristen auf der Straße zu sprechen. Das hat der
gute Raul alles veranlasst, weil er nach Fidels Absturz Angst hatte, dass das Volk
meutert. (Warum eigentlich, wenn es allen doch angeblich soooo gut geht!?)
Im Café kommt der Kellner, der Kubaner guckt mich(!) an und sagt:
"Ich hätte gerne einen Cuba Libre." Na klar, ich hätte auch nicht
gedacht, dass ich eine Gratis-Unterhaltung bekomme. Aber gut, so konnte ich
wenigstens ein paar Intern-Infos sammeln. Also habe ich zwei Cuba bestellt, die
auch richtig lecker waren. Als der Tünnes mich dann wieder durstig angeguckt
hat, bin ich gegangen.
Hier
übrigens eine Spiel-Idee für Kuba-Touristen, die ebenfalls von den Kubanern
genervt sind: Kubaner in den Knast bringen. Einfach neben einem stehen bleiben
oder neben ihm hergehen und so tun, als würde man sich mit ihm unterhalten.
Schwups kommt die Polizei und er wird abgeführt.
Am späten Nachmittag
habe ich zu Hause ein bisserl Bier und Rum mit den Hosts gegluckert und
palavert.
Um acht
schlagen die Aussi-Mädels auf, um ihr Zimmer zu beziehen. Dann sind wir ab zum
Essen – dachte ich, aber die Mädels wollten auch sofort auf die Piste. Na ja,
dann eben mit kurzer Hose, Trägershirt und ungewaschenen Haaren ab dafür.
Mini-Aussi will ein Taxi anhalten. Sie stellt sich an den Straßenrand und hebt
einen Arm. Binnen drei Sekunden hält ein alter Golf und der Fahrer fragt
gierig: "wie viel??" Wir sind zu Fuß gegangen.
Seltsamerweise
konnten sich die Mädels nicht entscheiden, wo sie essen wollten. Also hab ich
irgendwann gesagt: "Hier essen. Basta!" Haben wir gemacht. Das Essen
war wenig, kalt, teuer und nicht besonders appetitlich.
21.30 Uhr:
Taxistand. Ein alter Kubaner drückt mir eine Zigarre in die Hand. Ich:
"Nein danke" Er: "Geschenk!" Ich: "Brauch ich nicht,
bin Nichtraucher." Ging noch ein paar Mal hin und her. Er "Nimm doch,
bitte." Ich: "Okay, danke". Er (treuherziger Blick): Pesos? Ich
stopfe ihm die Zigarre wieder in die Manteltasche.
Weiter zu einem Club, den Mini-Aussi ausgemacht hat. Nach einer halben
Stunde Taxifahrt durch die dunkelsten Viertel von Havanna halten wir vor einem
üblen Gebäude. Heute geschlossen. Also weiter zum nächsten Club. Macht erst um
elf auf. Wir steigen trotzdem aus. Keine Ahnung, warum. Die Hühner bleiben vor
irgendeinem Ministerium stehen und streiten über irgendwas. Ein bewaffneter
Soldat befiehlt uns weiterzugehen, aber sie wollen lieber weiter streiten, bleiben
also stehen. Nach der etwa fünften Aufforderung und einem unmissverständlichen
Wink mit der Waffe schiebe ich sie weiter. Dann suchen wir ein Taxi für die
Rückfahrt. Beim Einsteigen mache ich irgendwas kaputt, aber scheiß drauf, ist sowieso
ein altes Auto.
Um halb
zwölf kommen wir in der Altstadt an. Dort lernen wir in einer Kneipe einen
bekloppten Ami kennen: Ardy. Mit ihm ziehen wir weiter in einen Salsa-Club
(Hotel Florida). Man will mich wegen meines Trägershirts nicht reinlassen, aber
Ardy gibt mir seine Jacke und alles ist okay. Wobei ich bis heute nicht weiß,
wozu er bei einer durchgehenden Außentemperatur von ca. 30 Grad eine Jacke
braucht.
(Später
war der Türsteher übrigens so besoffen, dass er mich auch nackt mit einer
Duftkerze auf dem Kopf reingelassen hätte.) Eine Triple-D-Madame kommt rein.
Ihr Gesicht kann da leider nicht mithalten. Sie an der Theke: "Bestellst
du mir ein Bier?" Ich: "warum sollte ich?" Sie guckt treuherzig,
da bin ich zurück zu meinen Leuten. Also alles wie gehabt.
Habe mich
dann später überreden lassen, eine CD der Band mit allen Unterschriften für 10
CUC zu kaufen. Der totale Scheiß. Mittlerweile fristet sie ihr Leben auf einer
deutschen Müllhalde.
Um zwei Uhr bin ich mit Ardy und Maxi-Aussi auf den Prado (die Kleine
war schon wieder müde). Mit ein paar Kubanern haben wir gesungen und Rum
getrunken. Die Polizei kommt und – nein, niemand wird verhaftet, sondern wir
werden nur gebeten, woanders weiterzusingen, wegen der Nachtruhe. Schau an,
ein Zeichen von Normalität und Zivilisation.
Also
feiern wir am Malecon weiter.
Später
fragt der Gitarrist: "Habt ihr Bier?" Gut, wir haben deren
Billigfusel getrunken, also sollen sie ihr Bier haben. Noch später (5 Uhr):
"Morgen Mama Geburtstag. Kein Geld für Geschenk." Natürlich begleitet
von treuherzigem Blick. Ein guter Moment, um zu gehen. Ich hab mich noch mit
Ardy für den nächsten Tag verabredet und bin dann mit Aussie in die Casa.
4. Tag
Um zwanzig
vor zehn bin ich wieder zum Frühstück geweckt worden. Ich hatte es erst einmal
aufgegeben, mich dagegen zu wehren. Danach habe ich aber bis halb zwei weiter
geschlafen. Die Aussies waren inzwischen schon nach Trinidad abgereist.
Um kurz
vor zwei dann wie verabredet raus zum Malecon um Ardy zu treffen. Wenn nur die
Hälfte von dem stimmt, was er erzählt, müsste er seine Memoiren als Actionthriller
publizieren. Ardy ist übrigens Jude und sagt fast wörtlich, dass die Juden sich
inzwischen über den deutschen Holocaust-Komplex
kaputtlachen, weil sie damit längst abgeschlossen haben.
Wir sind
erst mal in ein Hotel zum ersten Bierchen. Kostet mehr als draußen, die Halle
ist aber herrlich klimatisiert.
Damit
startete eine ultimative Kneipentour durch die Altstadt. Überall ein Cuba Libre
(ich) bzw. Mojito (Ardy). Eine niedliche Chica lächelte uns an. "May I sit down here?" "No!".
So einfach kann Kommunikation sein. In vielen Cafés spielt eine Live-Band – oft
fangen sie in dem Moment an, in dem wir den Laden betreten. Nach einem halben
Lied wollen sie dann ihre dämliche CD verkaufen oder wenigstens ein bisschen
Kohle.
In einem
Laden gibt der Sänger entnervt auf, weil draußen ein kubanischer Penner ohne
Zähne laut mitsingt. Nach einer Weile übernimmt der Gitarrist den Gesang, hat
aber auch keine Chance. Da hören sie dann alle auf. Der Passantensänger sieht
uns lachen und will Kohle (treuherziger Blick!)
Um 22 Uhr
sind wir dann in die Bar gegenüber der Casa de la Musica. Ein Typ zahlt für eine
Gruppe von sechs Leuten. Weil der Türsteher nicht zählen kann, bin ich mit
reingeschlüpft. Drinnen wurde ich von einer Kubanerin zum Tanzen aufgefordert.
Schien nett zu sein. Vielleicht geht ja mal was ohne Kohle. Wir haben nett getanzt,
dann hat sie mich mit zum Tisch von ihren Leuten genommen und nicht(!) gebettelt.
Eine Sekunde später beugt sich einer von den Typen zu mir, zeigt auf die drei
Mädels am Tisch und sagt: "Die trinken Red Bull." Ich ohne ein Wort
aufgestanden und zu meinen Leuten zurückgegangen.
Irgendwann
ist mir Ardy abhanden gekommen. Er musste aber eh am nächsten Morgen abreisen (und
hat es auch geschafft, wie ich mittlerweile weiß).
Auf dem
Weg über die Straße in die Casa de la Musica hat die Polizei gewartet und
wollte eine Chica aus unserer Gruppe einsacken. Ich – mittlerweile leicht
angesäuselt – bin handgreiflich dazwischen. Hat aber nichts genützt. Mich
haben sie einfach beiseite geschoben und das Mädel wieder mal ziemlich unsanft
in die Minna verfrachtet.
Drinnen
habe ich eine Chica angesprochen. "Willst Du was trinken?" Sie:
"Ein Bier kostet 3 Pesos. Also gib mir einfach 2 und ich trinke
nichts." Sie hat nichts getrunken und auch keine Pesos bekommen. Weitere
Schnorrerhühnchen konnte ich immer schlechter abwehren, weil ich inzwischen
mehr als nur leicht angeheitert war. Immer dasselbe Spiel. Eine hat sogar vor
meinen Augen auf die Tanzfläche gekotzt, wollte aber im selben Moment noch ein
Bier. Ihr kubanischer Kumpel meinte, sie solle lieber Wasser trinken, hielt die
Hand auf und wollte dafür 5 Pesos. Ein Wasser kostet 2. Das habe ich ihm auch
gesagt, ihn zum Teufel geschickt und bin (endlich!) gegangen.
Vor der
Tür hat mich eine Nutte endlich mal offen und ehrlich angesprochen. Wollte ich
aber auch nicht.
Am Malecon
war noch eine Bar offen. Ein Kubaner spricht mich an. Der zweite Satz... ich
wiederhole mich. Ich bin so ausgerastet und habe ihn derart angebrüllt
(erwähnte ich, dass ich besoffen war?), dass der Barkeeper mir einen
Gratis-Cuba-Libre serviert hat. Ein Kubaner! Gratis!
Dann habe ich mich noch ein bisserl mit zwei Kubanern unterhalten, die
aber ziemlich schnell auch abtransportiert wurden. Diesmal wollte ich sogar
mitfahren. Wäre bestimmt interessant, aber leider haben die Bullen mich aus dem
Auto wieder rausgezogen.
Um neun
Uhr früh ziemlich fertig zurück in meine Casa. Mein fester Vorsatz: nie wieder
Alkohol!
5. Tag
Heute kein
Frühstück! (Wahrscheinlich habe ich einfach nicht gehört, wie der Host
angeklopft hat. Um 16 Uhr bin ich freiwillig aufgestanden, in „mein“
Straßencafé gegangen und habe meinen Vorsatz gebrochen (aber nur mit zwei Cuba
Libre).
Langsam fühle
mich schon fast heimatlich. (Das ist gelogen. Ich werde mich hier NIE
heimatlich fühlen.) Ein Kubaner, den ich irgendwoher schon kenne, grüßt mich,
aber ich ignoriere ihn, weil ich ahne, worauf es hinausläuft. Irgendwie schade
drum.
Um 20 Uhr
schon wieder ab in die Heia. Gut, dass ich Tagebuch schreibe. Ich wüsste nicht,
wie ich sonst den kalendarischen Überblick behalten sollte und würde wohl den
Rückflug verpassen.
6. Tag
Strandtag.
Und zwar diesmal ohne mein Gepäck! Auf dem Weg habe ich drei Deutsche
getroffen. Obwohl zwei davon Lehrer waren, tat es gut, mal wieder eine
anständige Sprache sprechen zu können. Die dritte ist kürzlich überfallen
worden und hat sich die Schulter ausgerenkt, weil sie ihre Tasche nicht
loslassen wollte. Selber schuld.
Der Bus
kommt sogar pünktlich - aber der Fahrer will erst mal Mittagspause machen. Um
14 Uhr ist der große Moment da: das erste Bad in der Karibik. Enttäuschend.
Dieses Türkis sieht zwar wirklich geil aus, aber das Wasser ist so pisswarm,
dass es keinerlei Erfrischung bietet.
Da ich für
die Rückfahrt zu früh an der Haltestelle war, bin ich eine Station zurück
spaziert. Zum Glück, weil der Bus so voll ist, dass an der nächsten (also
eigentlich meiner) Station nur noch fünf Leute von etwa 30 Wartenden mitfahren
dürfen. Da ist der Fahrer trotz massiver Proteste rigoros.
Apropos
Fahrer: Der ist eine tickende Zeitbombe. Permanent am Reden, Fluchen und
Hupen. Spricht dauernd mit seiner Beifahrerin, die aber kein einziges Mal
antwortet. Wirklich minimal sind wir einem Crash mit einem Taxi entgangen.
In Havanna
habe ich dann endlich eine Busfahrkarte für Trinidad (morgen!) gekauft. Abfahrt
7.30 Uhr. Blöd, weil ich keinen Wecker dabei habe (wollte mal ohne Handy
verreisen und hatte vergessen, dass ich es ja auch als Wecker nutze...) Aber
mein Host weckt mich ja sowieso immer viel zu früh. Wollte auch noch ins
Internet, ist aber unverschämt teuer (6 € die Stunde; keine Teilbuchung
möglich). Außerdem - was soll ich da?
Bei der
Abrechnung zeigen sich dann auch wieder die echten Kubaner: Abendessen 10 statt
der vereinbarten 8 CUC, einmal Frühstück, obwohl ich gar nicht wach war und die
vier CUC Wechselgeld, die sie mir später geben wollten, habe ich auch nie
gesehen. Und das, obwohl ich ihnen ganz am Anfang eine Flasche Rum geschenkt
hatte. Hier ihre Karte, für diejenigen, denen so was egal ist.
Um 22 Uhr
gehe ich noch mal gemütlich auf ein Stündchen und zwei Bier in ein Café. Hab
die ganze Zeit böse geguckt und bin dafür auch nur zweimal angesprochen worden.
Einmal Chica ("may I sit down
here?") und einmal Typ ("do you want Chica"?)
Ich habe
beide ignoriert und daher in Ruhe und Frieden den vorerst letzten Havanna-Abend
genossen.
7. Tag
Ich bin
pünktlich um halb acht beim Bus, der braucht aber bis 10 nach 8, um drei
weitere Hotels abzuklappern. Um zwanzig nach, also ziemlich genau eine Stunde
nach meinem Aufbruch, fahren wir direkt an meiner Casa vorbei. Aber dann gibt
der Fahrer wenigstens gut Gas.
An jeder
Autobahnauffahrt stehen Hunderte Kubaner, teilweise mitten(!) auf der Fahrbahn,
winken mit Geldscheinen und wollen mitfahren. Aber nicht mit uns. Bis auf diese
Gestalten ist die Autobahn herrlich leer und breit - wie die A3 an Heiligabend.
Muss mal mit dem Porsche vorbeikommen.
Ein
weiteres häufiges Bild auf der Fahrt:
Wenn
Schienen kommen, muss man anhalten, auch wenn offensichtlich ist, dass der
letzte Zug hier vorbeigefahren ist, als man Frauen noch aus Männerrippen
herstellte. Kuba ist lustig.
Um 11
gibt’s einen Zwischenstopp in einer typischen Touri-Falle. Hässliche Souvenirs
ohne Ende, natürlich auch Speisen und Getränke zu Kuba-Touri-Preisen. Ich habe
den Fahrer gefragt, wie viel Provision er bekommt, aber irgendwie wollte er
mich nicht verstehen.
Um 13 Uhr
Ankunft in Trinidad. Mein Host, den ich schon in Havanna über Yeni und Lachi
klargemacht hatte holt mich an der Bushaltestelle ab. Hat auch schon eine
Rikscha reserviert – da kann ich leider nicht vorab den Preis aushandeln. Der
Sack will dann auch zwei Pesos für knapp 200 Meter haben. Wenn man bedenkt,
dass das ein durchschnittlicher Halbwochenlohn in Kuba ist...
Das Zimmer ist aber urig (kostet ja auch 25 CUC). Zweiter Stock in einem
alten Haus, Sehr geräumig und gut durchlüftet. Die Dusche ist mit einem
elektrischen Temperaturregler gesegnet, der immer Funken sprüht, wenn man ihn
beim Duschen betätigt. Auch lustig.
Nachmittags
mache ich meinen ersten Erkundungsgang durch Trinidad mit Stopp in einem Café.
Die Kellner sind so unfreundlich, dass es eine Frechheit meinerseits wäre,
Trinkgeld zu geben. Auf einem Dach gegenüber winkt eine Chica. Ich winke
zurück. Hat sie bestimmt missverstanden.
Später bin
ich mit den wichtigsten Einkäufen (Rum, Cola, Wasser) zurück in die Casa. Dort
habe ich mit dem Vermieter Cuba Libre getrunken und mich erneut auf Spanisch
unterhalten – er kann kein Englisch, ich wie erwähnt eigentlich kein Spanisch.
Aber mit Cuba Libre geht's. Die Vermieter sind so ziemlich die einzige
Möglichkeit, mit den Einheimischen in Kontakt zu treten. Die kriegen mein Geld
ja sowieso.
Um acht
Uhr gibt’s Abendessen in der Casa. Teuer (8 - 10 CUC), aber vom Feinsten.
Resultat: Flatterschiss hoch drei.
Bin abends
trotzdem in die Casa de la Musica. Hat wirklich gar nichts mit dem
gleichnamigen Schuppen in Havanna zu tun (hier open air). Die Stufen zum Café:
Vor allem
konnte ich drei Stunden da sitzen, Salsa gucken, Cuba trinken und permanent
auf's Klo rennen, ohne auch nur ein einziges Mal angequatscht zu werden.
Halleluja!
Die Salsa-Tänzer können es zwar wirklich, von der Lebensfreude, die es doch eigentlich ausdrücken sollte, ist allerdings nichts zu spüren. Die sehen alle so hochkonzentriert aus, während sie ihre lächerlichen Arm-Tauch-Wechsel-Dich-Manöver durchführen, dass man meinen könnte, es wäre eine lateinamerikanische Kampfsportart.
8. Tag
Halbzeit.
Jipppiehhh!!
Aber: nach
wie vor Sprühregen aus dem Hintern. Also nur ein kleines Frühstück und ein
weiterer Spaziergang durch Trinidad, immer nah genug an sanitären Anlagen.
Wollte jetzt doch mal ins Internet. Werde aber vom Betreiber(!) gewarnt:
"very, very slow. Better
don't do it!" Dann eben nicht.
Zurück in
der Casa gab es einen heftigen Regenguss in Verbindung mit einem Stromausfall.
Mal was Neues.
Abends in
der Casa (traditionelle Tanzshow - also Salsa, wie jeden Abend) habe ich die
zwei Ungarn aus Havanna wieder getroffen. Außerdem zwei Kiesköppe. So weit bin
ich schon, dass ich mich mit denen unterhalte.
Ich probiere ein neues Rezept gegen Flitzkacke: Rum pur. Hilft auch -
jeweils für eine halbe Stunde.
9. Tag
Ein
weiterer herrlicher Tag mit Darmdruck hoch drei. Hach, wie es dat schün. Was
macht man da? Klar, eine Stadtwanderung. Unterwegs am Markt die zwei Deutschen
vom ersten Hotelmorgen wieder getroffen. Kuba ist klein.
Heute
wollte ich wirklich mal ins Internet. Allen Warnungen zum Trotz drei Pesos
investiert. Eine halbe Stunde später war mein Mailserver noch nicht einmal
geöffnet. Na ja, wieso sollte ausgerechnet das klappen!?
In der
Casa habe ich mich ein bisschen hingelegt, aber weil das Telefon innerhalb von
zwei Stunden ungefähr anderthalb geklingelt hat, bin ich lieber wieder mal zu
einer Erkundung aufgebrochen. Überraschenderweise hab ich nicht viel Neues
gesehen. Nur einen weiteren Stromausfall und die Tatsache, dass in jeder noch
so ärmlichen Baracke mindestens ein stets laufender Fernseher und ein
Schaukelstuhl stehen. Der Kerl hier war der einzige, der keinen hatte. Not
macht erfinderisch:
Abends
habe ich mein Buch fertig gelesen. Scheiße. Hätte ja nicht damit gerechnet,
so viel lesen zu müssen. Aber weil gerade der dritte Stromausfall angefangen
hatte, war es nicht ganz so schlimm. Die Kubaner indes haben ihre eigene
Freizeitbeschäftigung, bei der sie sich auch von Stromausfällen nicht beeindrucken
lassen:
Das ist
wirklich eine Art Nationalsport; kaum eine Straße, wo so ein Brett fehlt.
Abends in
der Casa gab es auffällig viele Schwule. Hört das denn nie auf? Dann doch
lieber die Monster-Kakerlake, die mich bei meiner Rückkehr in mein Zimmer
angrinste. Als wenn mich das noch einschüchtern könnte...
10. Tag
Zunächst
die Standardmeldungen: ja, ein Stromausfall und ja, immer noch Dünnpfiff. Was
Letzteres betrifft gilt heute im wahrsten Sinne des Wortes: Scheiß drauf, ich
buche endlich einen Ausflug.
Die
Touridame, bei der ich meinen Ausflug buche, kann mir auf meine Frage, wo es
englische oder gar deutsche Bücher gibt, zwar nicht weiterhelfen, aber zum
Glück ist sie selbst begeisterte Leserin und vermacht mir einen englischen
Thriller für eine Spende ("give, whatever you want.")
Mein Host
will mir so langsam Medizin zwangseintrichtern, aber ich will nicht. Ich nehme
ja schon in Deutschland nix, dann garantiert auch keine kubanesischen Pillen!
Dann sagt er noch, dass heute Waschtag ist. Brauch ich aber nicht. Er:
"kostet nix!" Ich: "Brauch ich aber nicht." Er: "wenn
du nix bringst, gehe ich in dein Zimmer und hole alles." Hat er zum Glück
nicht gemacht.
Heute
gibt's mal ein mächtiges Gewitter (natürlich mit Stromausfall), deswegen kann
ich in meinem neuen Buch leider nicht lesen. Im Fernsehen dann der Hinweis auf
Gustav: ja, er kommt nach Trinidad.
Abendprogramm: Casa de la Musica. Wieder die
Ungarn getroffen. Görgy holt 3 Havana (7 Jahre) und zahlt 4 Pesos dafür. Dann
sind wir in die benachbarte Disko. Ich spreche wieder mal eine Chica an. Will
ihr sogar was ausgeben und frage sie, was sie trinkt. Sie: "2 Bier und 1
Mojito." Selbstverständlich soll ich ihre Freunde mit versorgen. Ich gehe
wortlos. Wüsste gerne, wann sie gemerkt hat, dass ich nicht wiederkomme.
Hab mir
einen kleinen Snack geholt und der Imbissköbes wollte wirklich nur quatschen.
Kein Betteln o.ä. Was für eine Erholung - dafür hat er natürlich Trinkgeld
gekriegt.
Hinter der
Disko war noch eine kleine Kneipe, die eher wie ein Wohnzimmer aussah. Tomasz
(der andere Ungar) hat irgendein hässliches Weib im Arm. Ich frage. "Are you really sure?" Er:
"No!" Ich: "Please let her go." Ich weiß
bis heute nicht, ob er meinen weisen Rat befolgt hat.
Um halb fünf war’s dann genug – muss ja morgen früh aufstehen.
11. Tag
Um halb neun von Host (gerade fällt mir der Name wieder ein: Pedro)
geweckt worden und ohne Frühstück (sicher ist sicher) ab zum Truck, der uns zu
einer Plantage und Wasserfällen bringen soll. Es war mir ziemlich egal, was
für ein Ausflug das wird, ich wollte nur mal wieder raus. Mit sechs Münchnern
und noch 5 anderen geht's im Russian Army Truck ins Gelände.
Da habe
ich dann auch Elke und Claudia, zwei nette Münchner Touri-Mädels kennen
gelernt. (Von Elke stammen übrigens auch alle Fotos, auf denen rechts unten ein
Datum eingeblendet ist.)
Erst haben
wir kurz eine Kaffeeplantage besichtigt, dann ab zu den Wasserfällen - ein
Marsch von ungefähr einer Stunde durch die Wildnis. (unten Mitte erkennt man
die Größenrelation)
Die
Kubaner sind ganz schön erfinderisch, was sie alles mit Palmenblättern
anfangen. Unter anderem dienen sie bspw. als Mülleimer:
Das Baden war dann endlich mal einfach nur genial. Kühles Wasser, das im
Gegensatz zum Karibischen Meer wirklich erfrischend war, schöne Felsen zum
Klettern, meine Reisebegleiterinnen oben ohne, was an den richtigen Stränden
verboten ist... (das da unten bin aber
ich)
Danach im
Stechschritt zurück. Ich war erster und durfte deswegen natürlich auch zuerst
ein herrlich kühles Bierchen trinken. Danach haben wir noch gemeinsam Mittag
gegessen - ja, auch ich! Und siehe da, alles blieb drinnen. Die anderen haben
mir auch Medizin angeboten, aber jetzt ging das natürlich gar nicht mehr.
Übrigens:
zwei von den Mädels, die sich vorher nicht kannten, haben zufällig
festgestellt, dass sie ein und denselben guten Freund in Deutschland haben. Und
als ich mit zwei anderen Mädels nachmittags noch ein Schlückchen getrunken
habe, sind wiederum zwei andere vorbeigekommen, die meine beiden kannten (zu
kompliziert?). Das Schlimmste: Von den Vieren waren drei Grundschullehrerinnen!
Haben uns trotzdem für den Abend in der Casa verabredet.
Wegen Hurrikan-Warnung
hatte die Casa dicht, also sind wir zu neunt ab in eine Kneipe mit Livemusik.
Jede halbe Stunde eine andere Band, die natürlich ihre CDs verkaufen oder
einfach so Kohle haben wollte. Eine Sängerin hat dann ein 10 Mini-Peso-Stück
verächtlich weggeschmissen. Da es von dem ersten in unserer Runde kam, hat der
Rest natürlich Lernfähigkeit bewiesen und gar nichts mehr gegeben. Miststück!
12. Tag
Gustav ist
da! Habe die ganze Nacht kaum geschlafen, weil überall Eimer und Töpfe
rumstehen (das Dach ist extrem undicht). Da wir uns für 10 Uhr verabredet
hatten, bin ich durch Sintflut zum Treffpunkt gelaufen – oder vielmehr
geschwommen. Den Regenschirm konnte ich nach 5 Sekunden dichtmachen, weil ich
komplett durchnässt war. Die Sturmböen hätten ihn sonst ohnehin erlegt. Hätte
ich gerne fotografiert, aber man hätte sowieso eine wasserfeste Kamera
gebraucht. Außer mir war natürlich niemand so bescheuert, den Termin
einzuhalten. (Das ist kein Foto von Trinidad, aber es kommt der Realität nahe)
Tagsüber
habe ich 200 Seiten auf englisch gelesen und sogar fast alles verstanden.
Abends war
es fast wieder ruhig, also raus zum Feiern in die Kneipe vom Vorabend, weil die
Casa de la Musica immer noch dicht war. Die Preise waren komplett anders –
keine Ahnung, weshalb. Auch der Eintritt war diesmal umsonst (sollte zwar einen
Peso kosten, aber ich habe auf einen 3-Peso-Schein drei 1-Peso-Scheine
rausbekommen). Und der Rum hat auch geschmeckt...
13. Tag
Hab heute
die Mädels aus München wiedergetroffen. Sie hatten erstaunlicherweise logisch
gedacht und das Treffen wegen höherer Gewalt um 24 Stunden verschoben. Zur
Belohnung habe ich sie als alter Trinidad-Profi durch die Stadt geführt.
Unterwegs
sind wir von einer Frau angesprochen worden, die ein illegales Restaurant in
einem Hinterhof betreibt. Lecker, wenn auch knappe Portionen.
Dann der
Kracher: Wir haben eine kleine Kirche besichtigt, in der gerade eine „Messe“
lief. Es gab keinen richtigen Pfarrer, sondern nur einen, der an die Wand
projiziert wurde!
Nach
diesem Lacher kam jedoch der Horror: Eine Shopping-Tour über den Markt mit 4(!)
Frauen. Das Leben ist keine Walldorfschule.
Elke und Claudia hatten übrigens eine nette Idee und einige von den kleinen Gummibärchen-Tüten mitgebracht, die sie an die Kinder verteilt haben. Aber getreu der kubanischen Art sind sie die Bälger nicht mehr losgeworden, weil die um immer mehr gebettelt haben. Ein Typ mit dem Taubstummentrick (das alte Lied: erst vermeintlich unbedarft kontaktiert und nach zwei Minuten hatte ich einen Zettel in der Hand: „bitte Pesos...“) hat auch Gummibärchen bekommen und sah darüber nicht wirklich happy aus.
Dann haben wir noch einen grandiosen „Tempel“ besichtigt, der mir eher
wie eine Verarsche vorkam. Aber bitte, lassen wir den Kubanern ihren Spaß, sie
haben ja sonst so wenig:
Zu guter
Letzt habe ich noch meine Fahrt nach Havanna für den nächsten Tag gebucht.
Abfahrt: 7.30. Hinweis: eine halbe Stunde früher da sein. Ich: „warum?“ „zum
Einladen.“ „Dafür brauche ich zwölf Sekunden. Was passiert denn, wenn ich erst
zwölf Sekunden vor halb acht da bin, komme ich dann nicht mehr in den Bus?“
„Doch, natürlich.“ Aha.
14. Tag
Um viertel
nach sieben (bin halt doch ein Schisser, was das angeht) bin ich am Busbahnhof.
War aber auch gut so, weil der Bus zwei Minuten vor halb acht fährt. Mit
meinem zwölf Sekunden-Plan hätte ich also ziemlich dumm dagestanden.
Erst habe ich neun Plätze für mich und mein Handgepäck zur Verfügung. Habe mich schön langgelegt und geschlafen. Ab Cienfuegos waren es leider nur noch zwei Plätze – allerdings war ich der einzige im Bus mit diesem Luxus. Den zweiten Platz habe ich auch mit allen Mitteln verteidigt.
Die
Viazul-Bushaltestelle in Havanna ist leider am Arsch der Welt, also war ich
noch eine Stunde bis zum Hotel (dasselbe wie in der ersten Nacht) unterwegs. Da
habe ich erneut eingecheckt und festgestellt, dass es im sechsten Stock einen
Pool gibt, was man mir bei meinem ersten Aufenthalt verschwiegen hatte.
Und mein
Zimmer ist auch viel geiler – 9.Stock mit Blick über die komplette Altstadt und
mehr.
Nervig:
Der Fahrstuhl klingelt immer, wenn er irgendwo hält. Also auch bei mir im 9.,
wenn er im dritten stoppt.
Vor meiner
alten Casa wurde auf offener Straße ein Schwein geschlachtet und zerstückelt.
Als ich zwei Stunden später auf dem Rückweg vorbeigekommen bin, lief nur noch
das Blut die Straße runter.
Ich habe
die Rezeption gebeten, den Rücktransfer zu checken. Leider haben sie niemanden
erreicht. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.
Im
Überschwang der Freude über die anstehende Heimreise habe ich zum ersten Mal
auf der Straße ein Mini-Sandwich bestellt, ohne vorher nach dem Preis zu
fragen. Bin natürlich prompt beschissen worden. Hab aber
meine drei Pesos bezahlt, weil die Gestalten drumherum nicht sehr
vertrauenerweckend aussahen. Das Zeug sah aus wie Hundefutter und schmeckte
noch schlimmer.
Die Casa
de la Musica ist montags geschlossen – das 70er Café im Hotel auch. Also bin
ich nur auf ein gemütliches Bierchen in ein Straßencafé. Dann erneut ins Hotel
Florida zum Salsa hören und gucken. Eintritt plus ein Cuba Libre 5 Pesos. Den
zweiten haben sie mir unaufgefordert vor die Nase gestellt. Ich gehe mal davon
aus, dass es ein Geschenk des Hauses war – als Quasi-Wiedergutmachung für die
ganzen anderen Kuba-Säcke und bin gegangen, ohne ihn zu bezahlen.
15. Tag
Bin heute
ziemlich spät zum Frühstück, natürlich ist so gut wie nix mehr da. Irgendwann
bringt eine Tussi zwei(!) frische Gläser, weil wir mittlerweile schon aus
Untertassen getrunken haben. Eins davon krallt sich eine Küchenschlampe, ehe
ein zweiter Gast zugreifen kann. Aber weil ich das andere erbeute, ist mir das
egal.
Mein
Transfer ist immer noch nicht geklärt. Also wieder ein Anruf übers Hotel.
Ergebnis: Man kümmert sich drum, ich soll später noch mal fragen. Ergo mache
ich eine Poolsession.
Später
kommt der Bescheid: Es liegt keine Transferbuchung vor. Hab ich mir schriftlich
geben lassen, um gegen Sonnenmann (den Reiseveranstalter) was in der Hand zu haben. Erwähnte ich, dass
die von vorne bis hinten unfähig sind? Nein? Sie sind! Rechtsstreit läuft...
Also
Selbstorganisation. Es gibt mehrere Möglichkeiten: Taxi (85 CUC) oder Touribus
nach Varadero (15 CUC) und von da aus mit dem Taxi zum Flughafen. Entscheide
mich für Letzteres, um die Kosten geringer zu halten. Die beiden Herrschaften
an der Rezeption bekommen Trinkgeld, weil sie sich wirklich bemüht haben. Sie
empfehlen mir ein Hotel in Varadero, wo ich aussteigen soll. Von da wäre es
kein Problem, mit einem Taxi oder Bus zum Flughafen zu kommen. Gebongt.
14. Uhr
Abfahrt nach Varadero. Der Busfahrer empfiehlt mir ein anderes Hotel, das am
Ortsanfang liegt, um die Taxikosten zu verringern. Klingt plausibel. Unterwegs
fahren wir über die höchste Brücke Kubas.
Um halb
fünf hake ich Stadt Nummer vier ab. Ich befinde mich zwar nur ca. 50 m hinter
dem Ortsschild von Varadero, aber das zählt. Im Hotel frage ich nach einem
eventuellen Bustransfer zum Flughafen, an den ich mich anklemmen könnte. Fehlanzeige.
(Sinnvoller wäre es ohnehin gewesen, an der Abzweigung zum Flughafen, also etwa
10 km vor Varadero auszusteigen und den Rest (5 km) zu Fuß zu gehen –
wenn man das alles nur vorher wüsste.
Draußen
steigt gerade ein älterer Herr in einen noch älteren Pickup. Ich spreche ihn
an, ob er mich mitnehmen könne. Er spricht ausschließlich spanisch, bedeutet
mit aber nach fünf Minuten einzusteigen. Ich bete, dass wir dasselbe meinten
und folge seiner Aufforderung. Er unterhält mich die ganze Zeit auf spanisch,
wovon ich so gut wie nichts verstehe. Ich sage zwar immer „no entiendo“ aber
das interessiert ihn nicht. Zumindest bringt er mich tatsächlich bis zum Ziel,
wo ich ihm 5 Pesos zustecke, die er heimlich einsteckt, damit die Bullen nichts
mitkriegen.
Im
Flughafen gehe ich in ein „Restaurant“, das günstigere Preise hat als in der
Stadt. Der Kellner serviert einem Gast ein Hühnchen, das so lecker aussieht,
dass ich es auch haben möchte. Ich deute darauf und sage „ich auch“. Er sagt
nur „no possible“ und geht weiter. Als wenn mich das jetzt noch schocken
könnte. Ich bestelle einfach was anderes, dazu ein kühles Bier und bin zufrieden,
auch wenn mein Flieger erst in 5 Stunden geht.
Um meine
restlichen Pesos zu verballern kaufe ich noch eine Literflasche Havanna (7
Jahre) – auch billiger als in der Stadt – und eine Zigarre für Mama.
Beim
Einchecken sagt dann der Hansel zu mir: „you are not on my list – I’ll check
this.“ DAS kann mich schocken. Ich schlucke und warte. Zwei Minuten später
kommt er zurück und checkt mich ein. Puh.
Als ich durch die Sicherheitskontrolle will, werde ich aufgehalten, weil
ich noch Flughafensteuern zahlen muss (25 CUC). Tja, und ich war so naiv zu
glauben, ich hätte den Flug schon komplett bezahlt. Macht nix, also noch einmal
(zum dritten Mal heute) Geld wechseln und ab dafür. Drinnen gibt’s dann echte
Flughafenpreise, also kratze ich meine letzten CUCs für zwei Bierchen zusammen.
Dann will ich noch ein Wasser für den ersten Teil des Fluges kaufen. Habe noch
1,70 CUC und 20 Cent, also umgerechnet 1,96 CUC, und der Kellner gibt mir dafür
tatsächlich ein 2-CUC-Wasser. Was für ein Abschluss.
Die
dreiviertel Stunde Verspätung am Flughafen juckt mich gar nicht, auch wenn auf
dem Bildschirm schon seit Ewigkeiten „Boarding“ steht – ich bin doch fast auf
dem Heimweg.
Im Flieger
habe ich eine nette Unterhaltung mit der netten jungen Dame neben mir. Die hat
auch einiges hinter sich. In Kurzform: Sie ist Deutsche mit kubanischem
Aussehen, ihr Gepäck ist zu spät gekommen, sie musste deshalb ein Hotel in
Varadero buchen, Kostenpunkt: 300 €, wegen Ihres Aussehens wurde sie als
kubanische Schlampe identifiziert und vom Hotelpersonal entsprechend behandelt.
Fast
pünktliche Landung in Frankfurt. Am Bahnhof bin ich noch von
Barclay-Card-Schleppern fast beschissen worden (ich habe letztendlich vor ihren
entsetzten Augen den bereits unterschriebenen Vertrag zerrissen und sie dabei
lautstark angebrüllt).
Dann sitze
ich im Zug. Zug ist kaputt. Muss umsteigen. Mit ca. anderthalb Stunden
Verspätung in Karlsruhe.
Meine
Wohnung ist wider Erwarten weder ausgebrannt noch -geraubt. Ich bin glücklich!
Fazit
Es mag
nach dieser farbenprächtigen Schilderung dieses Urlaubs sonderbar anmuten, aber
ich kann mir nicht vorstellen, dass mich dieses Land jemals wiedersieht.
Zumindest ist es als Reiseziel denkbar ungeeignet, wenn man alleine unterwegs
ist und wenig bis gar kein Spanisch spricht. Hier regiert kein Castro, sondern
ausschließlich dieser Genosse in allen möglichen Variationen:
Ich weiß, Kuba ist ein armes Land,
aber Sri Lanka ist auch nicht gerade reich, und da habe ich mich viel wohler
gefühlt. Bettler halten die Hand auf, mit anderen kann man sich ganz normal
unterhalten. Diese geheuchelte kubanische Freundlichkeit (Stichwort: „Hello
my friend...“) ist da ein ganz anderes Kaliber.
Allerdings hat Kuba auch etwas zu bieten. Zunächst einmal die wirklich
beeindruckende Autoflotte, die mit Ersatzteilen aller möglichen Fabrikate
(außer den originalen) mehr oder weniger instand gehalten werden. Ich habe zwar
schon einige Modelle präsentiert, aber ein letztes kann nicht schaden:
Und nicht
zu vergessen eine weitere Spezialität dieser selbsternannten Perle der
Karibik:
Und damit meine ich ausdrücklich nicht die Chicas, die mir hier samt und sonders nur auf die Nerven gegangen sind, sondern den dezenten Hinweis auf den leckeren kubanischen Rum, den die beiden umrahmen. Aber den kann man nun mal auch in Deutschland kaufen. Natürlich zum doppelten Preis, aber man muss schon einiges davon trinken, damit sich die Nebenkosten amortisieren...